Antibiotika: Wie sie unseren Körper beeinflussen – Risiken und Nebenwirkungen

Antibiotika können Leben retten, aber auch Nebenwirkungen verursachen.
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By Sunny
11 Min Read

Antibiotika sind aus der modernen Medizin kaum mehr wegzudenken. Sie retten Leben, indem sie gefährliche bakterielle Infektionen bekämpfen und so schwere Krankheitsverläufe verhindern. Doch der weitverbreitete Einsatz bringt nicht nur Vorteile mit sich – Nebenwirkungen und Risiken gehören ebenso dazu. In diesem Artikel erklären wir, wie Antibiotika im Körper wirken, welche Arten es gibt, auf welche Nebenwirkungen Sie achten sollten und wie Sie verantwortungsvoll damit umgehen können.


Was sind Antibiotika und wie funktionieren sie im Körper?

Antibiotika sind Medikamente, die gezielt Bakterien bekämpfen und deren Wachstum hemmen oder sie abtöten. Sie werden bei Infektionen eingesetzt, die durch Bakterien verursacht werden, wie beispielsweise Lungenentzündungen, Blasenentzündungen oder Wundinfektionen. Viruserkrankungen wie Grippe oder Erkältung lassen sich hingegen nicht mit Antibiotika behandeln.

Im menschlichen Körper greifen Antibiotika auf verschiedene Weise in die Stoffwechselprozesse der Bakterien ein. Während einige Antibiotika die Zellwand der Bakterien angreifen, hemmen andere die Eiweißproduktion oder die Vermehrung der Erbsubstanz. Dadurch werden die Bakterien entweder direkt abgetötet (bakterizide Wirkung) oder ihre Vermehrung wird gestoppt (bakteriostatische Wirkung).

Nach der Einnahme gelangen Antibiotika über den Blutkreislauf in den gesamten Körper und erreichen so die Orte, an denen sich die Bakterien befinden. Die Auswahl des passenden Antibiotikums hängt von der Art der Infektion und dem vermuteten Erreger ab. Eine gezielte Therapie ist wichtig, um Nebenwirkungen zu minimieren und Resistenzen zu vermeiden.

Doch Antibiotika wirken nicht nur auf schädliche Bakterien – auch nützliche Bakterien, wie sie beispielsweise in der Darmflora vorkommen, können in Mitleidenschaft gezogen werden. Das erklärt, warum Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen auftreten können.

Antibiotika sollten immer genau nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden. Eigenmächtige Änderungen der Dosis oder Dauer können die Wirksamkeit beeinträchtigen und das Risiko für Nebenwirkungen und Resistenzen erhöhen.


Die wichtigsten Arten von Antibiotika im Überblick

Im Alltag begegnen uns verschiedene Antibiotikaklassen, die sich in ihrem Wirkmechanismus, ihrem Wirkungsspektrum und ihren Nebenwirkungen unterscheiden. Zu den gebräuchlichsten zählen:

  • Penicilline
  • Cephalosporine
  • Makrolide
  • Tetrazykline
  • Chinolone/Fluorchinolone
  • Sulfonamide
  • Aminoglykoside

Hier eine Übersicht über die wichtigsten Antibiotikaklassen:

Antibiotikaklasse Beispiele Typische Einsatzgebiete Häufige Nebenwirkungen
Penicilline Amoxicillin, Penicillin Atemwegs-, Haut-, Harnwegsinfekte Allergien, Durchfall
Cephalosporine Cefuroxim, Ceftriaxon Lunge, Harnwege, Weichteile Allergien, Magen-Darm-Beschwerden
Makrolide Azithromycin, Clarithromycin Atemwege, Haut Magenbeschwerden, Herzrhythmusstörungen
Tetrazykline Doxycyclin Borreliose, Akne, Atemwege Lichtempfindlichkeit, Übelkeit
Chinolone Ciprofloxacin, Levofloxacin Harnwege, Lunge Sehnenbeschwerden, Nervenschäden
Sulfonamide Cotrimoxazol Harnwege, Lunge Allergien, Hautausschläge
Aminoglykoside Gentamicin, Tobramycin Schwere Infektionen, Krankenhaus Hör- und Nierenschäden

Jede Klasse hat spezifische Vorteile und Risiken, die bei der Auswahl des Antibiotikums sorgfältig abgewogen werden müssen. Auch die Verabreichungsform – Tablette, Saft oder Infusion – kann sich unterscheiden.

Die Wahl des richtigen Antibiotikums erfolgt meist anhand der vermuteten Bakterienart und der bisherigen Erfahrungen mit dem Patienten. Bei schweren oder unklaren Infektionen wird oft eine Blut- oder Gewebeprobe entnommen, um gezielt das wirksamste Präparat zu bestimmen.


Wie Antibiotika krankmachende Bakterien bekämpfen

  • Zerstörung der Bakterienzellwand:
    Viele Antibiotika, wie Penicilline und Cephalosporine, verhindern den Aufbau der Zellwand. Ohne diese schützende Hülle platzen die Bakterien und sterben ab.

  • Hemmung der Proteinsynthese:
    Makrolide, Tetrazykline und Aminoglykoside blockieren die Herstellung lebenswichtiger Eiweiße in den Bakterien. Dadurch können sich die Erreger nicht mehr vermehren oder sterben ab.

  • Störung der DNA-Replikation:
    Fluorchinolone greifen in die Vermehrung der bakteriellen Erbsubstanz ein. So können sich die Bakterien nicht mehr teilen.

  • Blockade des Folsäurestoffwechsels:
    Sulfonamide hemmen die Bildung von Folsäure, die Bakterien für ihr Wachstum benötigen.

  • Kombinationspräparate:
    Manche Antibiotika werden zusammen verabreicht, um mehrere Angriffspunkte gleichzeitig zu nutzen und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung zu erhöhen.

  • Spezifisches Wirkspektrum:
    Je nach Wirkstoff sind Antibiotika gegen eine breite Palette (Breitspektrum) oder nur gegen bestimmte Bakterien (Schmalspektrum) wirksam.

Diese Angriffspunkte machen Antibiotika so effektiv gegen viele bakterielle Infektionen. Allerdings können Bakterien auch Anpassungsmechanismen entwickeln, um sich zu schützen – die sogenannte Antibiotikaresistenz.


Nebenwirkungen: Was passiert bei Antibiotika im Körper?

Antibiotika sind zwar wirksame Medikamente, können aber auch unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Diese entstehen zum einen, weil Antibiotika nicht zwischen schädlichen und nützlichen Bakterien unterscheiden. Besonders die Darmflora, ein wichtiger Teil unseres Immunsystems, kann geschädigt werden.

Nach der Einnahme können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen auftreten. Diese Nebenwirkungen entstehen, weil Antibiotika auch gute Bakterien im Darm abtöten und so das Gleichgewicht stören. In manchen Fällen entwickeln sich daraus Pilzinfektionen, etwa im Mund oder im Genitalbereich.

Auch allergische Reaktionen sind möglich – von leichten Hautausschlägen bis hin zu schweren, seltenen Überempfindlichkeitsreaktionen wie dem anaphylaktischen Schock. Besonders bei Penicillinen und Cephalosporinen sollten Allergiker vorsichtig sein.

Einige Antibiotika, insbesondere Fluorchinolone und Aminoglykoside, können Nerven, Sehnen oder das Gehör schädigen. Bei Kindern, Schwangeren und Menschen mit Vorerkrankungen ist daher besondere Vorsicht geboten.

Antibiotika können zudem Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen, beispielsweise mit Blutverdünnern oder bestimmten Herzmedikamenten. Deshalb ist es wichtig, dem Arzt alle eingenommenen Präparate mitzuteilen.

Nicht zuletzt besteht die Gefahr von Resistenzen, wenn Antibiotika zu oft oder falsch eingesetzt werden. Dann wirken sie im Ernstfall nicht mehr – und das kann lebensbedrohliche Folgen haben.


Häufige Risiken und unerwünschte Wirkungen erklärt

Viele Menschen erleben während oder nach der Einnahme von Antibiotika Nebenwirkungen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die häufigsten Risiken und deren Symptome:

Risiko/Nebenwirkung Beschreibung Mögliche Symptome
Magen-Darm-Beschwerden Zerstörung der Darmflora Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen
Allergische Reaktionen Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Hautausschlag, Juckreiz, Atemnot
Pilzinfektionen Schwächung der natürlichen Abwehr Mundsoor, Scheidenpilz
Nervenschäden Besonders bei bestimmten Antibiotika Taubheitsgefühl, Kribbeln, Muskelschwäche
Sehnenentzündungen Vor allem bei Fluorchinolonen Schmerzen, Schwellungen an Sehnen
Nierenschäden Meist bei Aminoglykosiden Verminderte Urinausscheidung, Müdigkeit
Wechselwirkungen Mit anderen Medikamenten möglich Unterschiedliche Symptome je nach Medikament

Nicht jede Nebenwirkung tritt bei jedem Patienten auf, viele sind selten oder mild. Dennoch ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu achten und bei ungewöhnlichen Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen.

Einige Nebenwirkungen können verzögert auftreten, also auch nach dem Ende der Antibiotikatherapie. Insbesondere bei wiederholter Einnahme steigt das Risiko für schwerwiegende Reaktionen.

Bei Kindern, älteren Menschen und chronisch Kranken ist das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Hier sollte die Einnahme besonders sorgfältig überwacht werden.

Jede unerwünschte Wirkung sollte dem behandelnden Arzt gemeldet werden, damit rechtzeitig gegengesteuert werden kann. Oft reicht schon ein Präparatewechsel oder eine zusätzliche Behandlung, um Beschwerden zu lindern.


Antibiotikaresistenzen: Ursachen und Folgen für uns

Ein zentrales Risiko im Zusammenhang mit Antibiotika ist die Entwicklung von Resistenzen. Das bedeutet, dass Bakterien unempfindlich gegen bestimmte Antibiotika werden und sich trotz Behandlung weitervermehren können.

Die Hauptursachen für Resistenzen sind der übermäßige und unsachgemäße Einsatz von Antibiotika, etwa bei viralen Infekten oder durch vorzeitiges Absetzen der Medikamente. Auch der Einsatz in der Tiermast trägt zur Ausbreitung resistenter Keime bei.

Resistente Bakterien können sich schnell ausbreiten – sowohl im Krankenhaus als auch in der Allgemeinbevölkerung. Infektionen mit multiresistenten Keimen sind schwer zu behandeln, da viele Standardantibiotika wirkungslos bleiben.

Die Folgen sind gravierend: Längere Krankheitsverläufe, mehr Komplikationen und eine höhere Sterblichkeit. Auch Routineeingriffe wie Operationen oder Krebstherapien werden riskanter, wenn Antibiotika nicht mehr zuverlässig schützen.

Um Resistenzen zu vermeiden, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika entscheidend. Ärzte und Patienten müssen gemeinsam daran arbeiten, diese lebenswichtigen Medikamente zu erhalten.

Forschung und Entwicklung neuer Antibiotikaklassen sind dringend notwendig, um auch in Zukunft wirksame Behandlungsoptionen zu haben. Derzeit ist die Entwicklung neuer Medikamente jedoch aufwendig und teuer.


Tipps für einen verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatz

Ein umsichtiger Umgang mit Antibiotika hilft, Nebenwirkungen zu minimieren und Resistenzen vorzubeugen. Die folgenden Tipps sollten Sie beachten:

  1. Antibiotika nur nach ärztlicher Verordnung einnehmen: Niemals auf eigene Faust, sondern nur, wenn wirklich nötig.
  2. Behandlung immer vollständig durchführen: Auch wenn die Beschwerden schon früher verschwinden, sollte die Einnahme nicht vorzeitig beendet werden.
  3. Keine Reste aufbewahren oder weitergeben: Übrig gebliebene Tabletten gehören nicht in die Hausapotheke oder an andere Personen.
  4. Auf richtige Einnahme achten: Manche Antibiotika müssen mit ausreichend Wasser oder zu einer bestimmten Tageszeit eingenommen werden.
  5. Wechselwirkungen beachten: Informieren Sie Ihren Arzt über alle eingenommenen Medikamente.
  6. Alternative Maßnahmen prüfen: Oft helfen auch Hausmittel oder abwartende Haltung, insbesondere bei leichten Erkältungen.

Durch diese einfachen Regeln tragen Sie dazu bei, die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig zu sichern und Ihre Gesundheit zu schützen.


Was tun bei Nebenwirkungen oder Unsicherheiten?

🤔 Was tun bei Beschwerden?

  • Nicht abwarten: Treten während der Antibiotikatherapie ungewöhnliche Beschwerden auf, sollten Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker kontaktieren.
  • Nicht eigenmächtig absetzen: Auch bei Nebenwirkungen darf das Medikament nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
  • Beschwerden dokumentieren: Notieren Sie, wann und in welchem Zusammenhang Nebenwirkungen aufgetreten sind – das hilft bei der weiteren Behandlung.
  • Apotheker fragen: Unsicherheiten zur Einnahme, zu Wechselwirkungen oder zur richtigen Anwendung können oft direkt in der Apotheke geklärt werden.
  • Notfallnummer kennen: Bei schweren allergischen Reaktionen wie Atemnot oder Hautschwellungen sofort den Notruf wählen.
  • Nachsorge wahrnehmen: Nach einer Antibiotikatherapie kann es sinnvoll sein, die Darmflora mit geeigneten Lebensmitteln oder Präparaten zu unterstützen.

Insgesamt gilt: Antibiotika sind wichtige Helfer – aber kein Allheilmittel. Ein verantwortungsvoller Umgang schützt nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gesellschaft insgesamt.

Antibiotika haben die moderne Medizin revolutioniert, bergen aber auch Risiken und Nebenwirkungen, die nicht unterschätzt werden dürfen. Wer sich gut informiert und die Medikamente verantwortungsvoll einsetzt, kann viel für die eigene Gesundheit und die der Allgemeinheit tun. Bei Unsicherheiten oder Beschwerden ist der Gang zum Arzt immer die richtige Entscheidung – so bleiben Antibiotika auch in Zukunft wirksame Lebensretter.

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Sunny Woche
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