Schröpfen: Die Wiederentdeckung einer alten Therapie – Alles, was du wissen musst

Schröpfen fördert die Durchblutung und kann zur Entspannung beitragen.
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By Sunny
12 Min Read

Schröpfen – diese jahrtausendealte Therapie erlebt in den letzten Jahren eine wahre Renaissance. Immer mehr Menschen schwören auf die gesundheitsfördernde Wirkung der Schröpfgläser, die nicht nur in der Naturheilkunde, sondern auch in modernen Wellnessbereichen ihren festen Platz gefunden haben. Doch was steckt wirklich hinter dieser Methode? Wie funktioniert Schröpfen, welche Beschwerden lassen sich damit behandeln, und worauf solltest du achten? In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst – von der Geschichte bis zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.


Die Geschichte des Schröpfens: Von der Antike bis heute

Die Ursprünge des Schröpfens reichen weit zurück – die ersten Hinweise finden sich bereits in ägyptischen Papyri aus dem Jahr 1550 v. Chr. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin und im antiken Griechenland war Schröpfen ein fester Bestandteil der Heilkunst. Hippokrates, der berühmteste Arzt der Antike, beschrieb das Schröpfen als Methode, um den Körper von „schlechten Säften“ zu befreien.

Im Mittelalter gewann das Schröpfen in Europa an Bedeutung. Es wurde oft zusammen mit dem Aderlass angewandt, um verschiedene Krankheiten zu behandeln. Während der Renaissance und im Barockzeitalter etablierten sich verschiedene Schröpfmethoden, die von Ärzten und Badern gleichermaßen genutzt wurden.

Mit dem Aufkommen der modernen Medizin im 19. Jahrhundert geriet das Schröpfen etwas in Vergessenheit. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse verdrängten viele traditionelle Heilmethoden. Doch in einigen Kulturen, wie in China oder im Nahen Osten, blieb die Schröpftherapie weiterhin beliebt.

Erst seit den 1990er Jahren erlebt das Schröpfen eine echte Wiederentdeckung in westlichen Ländern. Immer mehr Menschen suchen nach alternativen Heilmethoden und schätzen die sanfte, ganzheitliche Wirkung des Schröpfens.

Heute findet man Schröpfgläser nicht nur in Heilpraktikerpraxen, sondern auch in Physiotherapien, Wellnesszentren und sogar im Spitzensport. Die Methode wird ständig weiterentwickelt, um den Ansprüchen der modernen Zeit gerecht zu werden.

Was passiert beim Schröpfen? Grundlagen erklärt

Beim Schröpfen werden spezielle Gläser oder Schröpfköpfe auf die Haut gesetzt und ein Unterdruck erzeugt. Dieser sorgt dafür, dass sich die Haut und das darunterliegende Gewebe ansaugen. Der entstandene Reiz soll die Durchblutung fördern und den Stoffwechsel anregen.

Die grundlegenden Wirkmechanismen beim Schröpfen sind:

  • Aktivierung der Durchblutung: Der Unterdruck zieht Blut in die behandelte Region, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung verbessert.
  • Lösen von Verspannungen: Die Gewebeschichten werden gelockert und Verklebungen gelöst.
  • Anregung des Lymphflusses: Abfallstoffe und eingelagerte Flüssigkeiten werden besser abtransportiert.
  • Stimulation des Immunsystems: Die lokale Entzündungsreaktion kann das Immunsystem aktivieren.
  • Reflexzonentherapie: Bestimmte Hautareale stehen in Verbindung mit inneren Organen.
Wirkungsweise Beschreibung
Durchblutungsförderung Mehr Blut und Nährstoffe gelangen ins Gewebe
Muskelentspannung Verspannungen werden gelöst
Lymphflussanregung Entgiftungsprozesse werden beschleunigt
Immunstimulation Aktivierung körpereigener Abwehrkräfte
Reflexzonenwirkung Einfluss auf innere Organe über die Haut

Die Intensität der Wirkung hängt von der verwendeten Schröpfmethode, dem Unterdruck sowie der Dauer der Anwendung ab. Meist entstehen nach der Behandlung sichtbare rote bis bläuliche Flecken, die jedoch harmlos sind und nach einigen Tagen wieder verschwinden.

Verschiedene Schröpfmethoden und ihre Anwendungen

Schröpfen ist nicht gleich Schröpfen – es gibt verschiedene Methoden, die jeweils unterschiedliche Anwendungsbereiche und Effekte haben. Hier eine Übersicht der gängigsten Schröpftechniken:

  • Trockenes Schröpfen:
    Dabei werden Schröpfgläser ohne vorherige Hautverletzung aufgesetzt und ein Unterdruck erzeugt. Diese Methode ist am weitesten verbreitet und eignet sich insbesondere zur Behandlung von Muskelverspannungen, Rückenschmerzen und zur allgemeinen Gesundheitsförderung.

  • Blutiges Schröpfen:
    Hier wird die Haut vor dem Aufsetzen der Gläser leicht angeritzt. Durch den Unterdruck wird dann eine kleine Menge Blut aus dem Körper gezogen. Diese Methode wird vor allem bei starken Verspannungen, Entzündungen oder zur Ausleitung von „Schlacken“ genutzt.

  • Schröpfmassage:
    Hierbei werden die Schröpfgläser auf die eingeölte Haut gesetzt und langsam über die zu behandelnden Bereiche bewegt. Das sorgt für eine besonders intensive Durchblutungsförderung und eignet sich hervorragend bei Cellulite oder Muskelkater.

  • Feuer-Schröpfen:
    Eine traditionelle Technik, bei der ein in Alkohol getränktes Wattebäuschchen angezündet und kurz ins Glas gehalten wird, bevor das Glas schnell auf die Haut gesetzt wird. Der entstehende Unterdruck ist hier besonders stark.

  • Vakuum-Schröpfen:
    Moderne Schröpfgeräte erzeugen den Unterdruck mechanisch oder elektrisch. Das erlaubt eine besonders genaue Dosierung und wird häufig in physiotherapeutischen Praxen eingesetzt.

Die Wahl der Methode richtet sich nach dem gewünschten Effekt, den individuellen Beschwerden und der Erfahrung des Anwenders.

Welche Beschwerden lassen sich mit Schröpfen behandeln?

Schröpfen wird traditionell und auch heute noch zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Gerade bei chronischen und funktionellen Leiden kann die Methode eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Therapie sein.

Hier ein Überblick über typische Anwendungsgebiete:

Beschwerden/Bereiche Mögliche Wirkung des Schröpfens
Muskelverspannungen Entspannung, Schmerzlinderung
Rückenschmerzen Durchblutungsförderung, Lockerung
Kopfschmerzen/Migräne Linderung durch Reflexzonenbehandlung
Cellulite Verbesserung der Hautstruktur, Lymphfluss
Erkältung/Sinusitis Unterstützung der Immunabwehr
Verdauungsprobleme Stimulation der Reflexzonen
Menstruationsbeschwerden Entkrampfung, Schmerzlinderung

Besonders bei Beschwerden des Bewegungsapparates, wie Schulter-Nacken-Verspannungen, Hexenschuss oder Ischias, berichten viele Patienten von einer schnellen Linderung. Auch im Leistungssport wird Schröpfen zur Regeneration und Leistungssteigerung eingesetzt.

Wichtig zu wissen: Schröpfen ist keine Allheilmittel. Bei schweren, akuten oder unklaren Beschwerden solltest du immer einen Arzt aufsuchen.

Risiken und Nebenwirkungen: Was du beachten solltest

Wie jede Therapie hat auch das Schröpfen gewisse Risiken und Nebenwirkungen, die du kennen solltest. Die meisten Nebenwirkungen sind harmlos und vorübergehend, doch in seltenen Fällen kann es zu Komplikationen kommen.

Typische Nebenwirkungen sind:

  • Rötungen und Blutergüsse (Hämatome) an den behandelten Stellen
  • Leichtes Brennen oder Ziehen während und nach der Behandlung
  • Vorübergehende Müdigkeit oder Kreislaufschwäche

Ernstere Nebenwirkungen sind selten, können aber auftreten, etwa:

  • Hautinfektionen (bei unsauberer Anwendung)
  • Schwindel oder Ohnmacht (besonders bei blutigem Schröpfen)
  • Narbenbildung bei zu starkem oder unsachgemäßem Schröpfen
Risiko/Nebenwirkung Beschreibung Häufigkeit
Blutergüsse Bläuliche Flecken, verschwinden nach Tagen sehr häufig
Schmerzen Kurzes Brennen oder Ziehen häufig
Hautinfektion Durch Bakterien, bei unsauberer Technik selten
Narbenbildung Bei zu starker Anwendung sehr selten
Kreislaufprobleme Schwindel, Ohnmacht selten

Wer sollte auf Schröpfen verzichten?

  • Schwangere im ersten Trimester
  • Menschen mit Blutgerinnungsstörungen
  • Personen mit empfindlicher oder verletzter Haut
  • Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Vor einer Behandlung sollte immer ein Vorgespräch mit einem Arzt oder erfahrenen Therapeuten stattfinden.

So läuft eine Schröpfbehandlung ab: Schritt für Schritt

Eine typische Schröpfbehandlung gliedert sich in mehrere Schritte, die sowohl in der Praxis als auch zu Hause eingehalten werden sollten.

1. Vorgespräch und Anamnese
Zu Beginn steht ein Gespräch, in dem Beschwerden, Vorerkrankungen und mögliche Risiken abgeklärt werden.

2. Vorbereitung der Haut
Die zu behandelnde Hautstelle wird gereinigt und ggf. leicht eingeölt, um das Ansetzen der Gläser zu erleichtern.

3. Auswahl der Schröpfmethode
Je nach Beschwerdebild und Hauttyp entscheidet der Therapeut, ob trockenes, blutiges oder Massage-Schröpfen angewandt wird.

4. Aufsetzen der Schröpfgläser
Die Gläser werden auf die Haut gesetzt und ein Vakuum erzeugt. Die Anzahl und Größe der Gläser wird individuell angepasst.

5. Einwirkzeit
Die Gläser verbleiben in der Regel 5 bis 15 Minuten auf der Haut. Währenddessen kann ein leichtes Ziehen oder Wärmegefühl entstehen.

6. Nachsorge
Nach dem Entfernen der Gläser wird die Haut gereinigt und ggf. mit einer pflegenden Creme behandelt. Es empfiehlt sich, nach der Behandlung viel Wasser zu trinken und dem Körper Ruhe zu gönnen.

Schröpfen zu Hause: Tipps für die sichere Anwendung

Immer mehr Menschen möchten Schröpfen zu Hause ausprobieren – mit ein wenig Übung und der richtigen Vorbereitung ist das durchaus möglich. Doch dabei gilt es, einige wichtige Punkte zu beachten.

Tipps für sicheres Schröpfen zu Hause:

  • Verwende ausschließlich saubere und intakte Schröpfgläser.
  • Desinfiziere die Gläser vor und nach jeder Anwendung.
  • Beginne mit einem leichten Unterdruck und kurzen Einwirkzeiten.
  • Schröpfe nur auf gesunder, unverletzter Haut.
  • Verzichte auf blutiges Schröpfen ohne medizinische Ausbildung.
  • Beobachte die behandelten Stellen – bei starken Schmerzen, Schwindel oder ungewöhnlichen Hautveränderungen sofort abbrechen.

Für Einsteiger eignen sich Sets mit Silikongläsern oder Vakuum-Pumpen, bei denen die Intensität gut dosiert werden kann. Gerade am Rücken kann es hilfreich sein, eine zweite Person um Hilfe zu bitten.

Wichtig: Schröpfen ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Therapie. Bei Unsicherheiten oder Vorerkrankungen solltest du vorab einen Arzt oder Heilpraktiker konsultieren.

Wissenschaftliche Studien und Expertenmeinungen zum Schröpfen

In den letzten Jahren ist das Interesse der Wissenschaft am Schröpfen deutlich gestiegen, doch die Studienlage bleibt gemischt. Viele Untersuchungen berichten von positiven Effekten – insbesondere bei chronischen Schmerzen, Muskelverspannungen und Migräne. Allerdings kritisieren Experten oft die geringe Teilnehmerzahl und die fehlenden Kontrollgruppen.

🧐 Häufig gestellte Fragen aus der Forschung:

  • Wirkt Schröpfen wirklich besser als Placebo?
  • Welche Schröpfmethode ist am wirksamsten?
  • Wie häufig sollte eine Behandlung erfolgen?
  • Gibt es Langzeitstudien zu Nebenwirkungen?

Viele Ärzte und Heilpraktiker berichten von guten Erfahrungen in der Praxis, insbesondere als Ergänzung zu anderen Therapien. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin sieht das Schröpfen als „unterstützende Maßnahme“ bei chronischen Schmerzen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Schröpfen in die Liste traditioneller Heilverfahren aufgenommen, empfiehlt aber eine Anwendung nur durch geschultes Fachpersonal.

Fazit der Experten: Schröpfen kann bei bestimmten Beschwerden eine sinnvolle Ergänzung sein, sollte aber immer in ein ganzheitliches Behandlungskonzept eingebettet werden. Für eine abschließende wissenschaftliche Bewertung sind jedoch weitere große, methodisch hochwertige Studien notwendig.


Schröpfen ist viel mehr als nur ein kurzlebiger Trend – es handelt sich um eine traditionsreiche Therapie, die den Sprung in die moderne Zeit geschafft hat. Ob zur Linderung von Verspannungen, zur Förderung der Durchblutung oder als ganzheitliche Gesundheitsmaßnahme: Die Methode bietet zahlreiche Möglichkeiten, birgt aber auch Risiken. Wer sich für Schröpfen interessiert, sollte sich gut informieren, auf die richtige Anwendung achten und im Zweifel immer einen Experten zu Rate ziehen. So kannst du die Vorteile dieser alten Heilmethode sicher und effektiv für deine Gesundheit nutzen.

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Sunny Woche
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